Musik

Mit mehr als einer Milliarde verkauften Tonträgern gilt Elvis Presley als der erfolgreichste Music Act aller Zeiten.

Das klingt aus heutiger Sicht merkwürdig, denn viele Stars erreichen so viele Streams mit einem einzigen Hit, etliche Tracks liegen sogar bei der doppelten bis dreifachen Zahl der Abrufe. Doch ein Stream entspricht bei weitem nicht dem Verkauf einer Vinyl-Schallplatte oder CD der alten Zeit. Für einen einzelnen Track ist etwa der Faktor 200 anzunehmen, NielsenSoundScan und Billboard legen bei der Ermittlung der Album-Charts (ausgehend von 12 bis 13 Songs) den Gegenwert von 1.250 Streams zugrunde. Bei Gratisangeboten liegt dieser sogar bei 3.750 Streams.

Hintergrund ist, dass früher jeder verkaufte physische Tonträger einmal gezählt und der Künstler einmal bezahlt wurde - unabhängig davon, wie oft die Songs später tatsächlich angehört wurden. Heute zählen und entlohnen die Streaming-Dienste jeden Abruf. Außerdem stehen den Nutzern der Apps viele Millionen Tracks zur Verfügung, die für die monatlichen Flatrates angehört werden können. In der alten Zeit entsprach der Gegenwert etwa einem Album und einer Single - man konnte also nicht einfach hören, was einem gefiel, sondern musste sich beschränken und sorgsam auswählen. Zudem war auch nicht jeder Tonträger in jedem Geschäft erhältlich, viele Schallplatten und CDs wurden grundsätzlich nicht weltweit angeboten. Bei den Tantiemen überschreiten viele Streaming-Plattformen übrigens den erwähnten Faktor 200 deutlich, so dass ein Künstler in seiner Bezahlung pro abgerufenen Track heute im Vergleich zu den alten Zeiten schlechter dasteht. Dafür ist seine Musik aber überall und immer verfügbar, hat also auch eine wesentlich größere Chance, gehört zu werden. In Summe verdienen die Stars mit ihren Hits heute mehr Geld als früher.

Aber auch viele andere Dinge sind nicht mehr vergleichbar.

So wurde der Gold Award erst 1958 eingeführt, als Elvis schon mehr als 20 Millionen Schallplatten verkauft hatte. Auch musste man damals noch eine Million Kopien für eine solche Auszeichnung absetzten. Erst 1976, ein Jahr vor dem Tod des Kings, trat der Platinum Award an diese Stelle und für Gold reichten bereits 500.000 Einheiten.

Die Modalitäten der Charts veränderten sich ebenfalls ständig, da es über lange Zeit zum Beispiel gar keine Scanner gab, mit denen die Verkäufe sauber erfasst werden konnten. Die Inhaber der zumeist kleinen Schallplattengeschäfte gaben Schätzungen ab und auch der Einsatz im Radio trug zum Erfolg in den Hitparaden bei. Echte Verkaufscharts gab es erst lange nach Elvis' Tod.

Schlussendlich entwickelten sich auch Awards wie der Grammy beständig weiter. Heute sind die Verleihungen absolute Mega-Events und die Stars der Branche werden mit Auszeichnungen überschüttet. Zu Elvis' Zeiten wäre es absolut undenkbar gewesen, dass ein einzelner Künstler an so einem Abend mit zehn Grammys nach Hause geht.

Kurz und gut: Die Welt funktioniert heute vollkommen anders. Und so kommt es, dass heutige Stars größere Verkaufszahlen (eben die Abrufe per Stream) und mehr Awards (für Gold braucht man schließlich nur noch halb so viele Verkäufe) vorweisen können als Elvis Presley, kommerziell aber trotzdem nicht an ihn herankommen.

Beeindruckend ist die Bilanz des Mr. Presley aber auch nach aktuellen Maßstäben. Allein in den USA wurden von der RIAA (Recording Industry Associacion Of America) 185 Alben, Singles, EPs und Videos mit Gold, Platin oder Diamant ausgezeichnet.

Da Elvis etwa 40% seiner Schallplatten außerhalb der Vereinigten Staaten verkaufte, erhielt er natürlich auch in anderen Ländern Awards dieser Art.

Insgesamt wurde Elvis 14 Mal von der NARAS (National Academy Of Recording Arts And Sciences) für einen Grammy nominiert. Tatsächlich gewonnen hat er mit den Gospel-Alben How Great Thou Art (1967) und He Touched Me (1972) sowie der Live-Performance von How Great Thou Art auf der LP Elvis Recorded Live On Stage In Memphis (1974). Zudem erhielt er im August 1971 den Liftime Archivement Award - mit gerade einmal 36 Jahren.

Jetzt soll es aber tatsächlich um die Musik des Kings gehen. Zu den einzelnen Kategorien gelangt ihr über die Schallplatten-Cover. Wenn ihr euch in einem bestimmten Artiel befindet, kommt ihr auf demselben Weg auch wieder zurück zu den Übersichten.

 

Der klassische LP-Katalog (1956 - 1977)

Der Longplayer wurde in seiner Standardausführung in den 1940er Jahren auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um runde Vinyl-Scheiben mit einem Durchmesser von 30cm, die mit 33 1/3 Umdrehungen abgespielt wurden. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts starb das analoge Format nahezu aus, da nun digitale Musik auf Compact Discs erhältlich war und vom Massenpublikum bevorzugt wurde. Ab den 10ern wurde digitale Musik zunehmend gestreamt, so dass die CD nicht mehr benötigt wurde. Parallel dazu erlebte die Vinyl-LP ein Comeback und wird noch heute in großer Stückzahl verkauft.

Zwischen 1956 und 1977 veröffentlichte Elvis 76 Langspielplatten. Zwar erschien das Doppel-Album Elvis In Concert erst nach seinem Tod, aber es wird hier mitaufgeführt, da es sich um das letzte Projekt handelt, an dem der King aktiv mitwirkte. Insgesamt konnte Elvis 90 Longplayer in den Billboard-Charts platzieren, von denen zehn zum Nummer 1-Hit wurden.

Um die Verkaufszahlen in die heutige Zeit zu übersetzen, habe ich das von Billboard festgelegte Album-Äquivalent von 1.250 Streams über bezahlte Abos zugrundegelegt. Das mache ich logischerweise auch bei allen in anderen Kategorien beschriebenen LongPlayern.

 

 

Der klassische Singles-Katalog (1954 - 1977)

Bei einer Single (oder auch Short Player) handelt es sich um eine 17,5 Zentimeter große Vinyl-Scheibe, die auf jeder Seite ein Lied enthält und mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt wird. Im Gegensatz zum LongPlayer gibt es die Single heute so gut wie gar nicht mehr.

Zu Lebzeiten veröffentlichte Elvis 100 Singles. Die Kopplung My Way / America (The Beautiful) steht in Verbindung mit dem bereits erwähnten In Concert-Projekt und wird daher mit angeführt. Insgesamt wurden 149 Songs des Kings in der Hot100 von Billboard notiert. 115 davon rangierten in den Top40, vierzig erreichten die Top10 und achtzehn schafften es bis zur Nummer 1. In den Hitparaden für Country, R&B und Easy Listening konnte Elvis ebenfalls große Erfolge erzielen und gehört auch dort zu den absoluten Spitzenreitern.

Analog zu den Alben nehme ich auch hier die Umrechnungen von Billboard, nach denen 200 Streams einer physischen Single mit zwei Tracks entsprechen.

 

 

Der klassische EP-Katalog (1956 - 1967)

Das EP-Format wurde im Jahr 1952 von RCA eingeführt und stellte einen Kompromiss zwischen Short Play (Single) und Long Play (Album) dar. Ein Extended Player war größer als eine Single, wurde aber ebenfalls mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt. Ein solcher Tonträger enthielt zwischen vier und sechs Liedern und war preislich zwischen den Singles und Alben angesiedelt. Besonders in den 1950ern war dieses Format sehr populär, zum Ende des Jahrzehnts gab es sogar separate EP-Charts. In den 1960ern nahm die Beliebtheit in den USA rasch ab und auch die Hitparaden wurden wieder abgeschafft. Ebenso wie die Single, erlebte auch die EP kein Comeback und konnte sich nicht in die Gegenwart retten.

Zwischen 1956 und 1967 brachte Elvis 29 EPs auf den Markt, mit dem Soundtrack zum Spielfilm Jailhouse Rock legte er sogar erfolgreichste EP-Veröffentlichung überhaupt vor.

Für EPs gibt es keinen offiziellen Umrechnungsfaktor, daher gehe ich im Schnitt von sechs Tracks und analog zu den Singles von dem Faktor 100 je Song aus. Somit entspräche jeder phyische Tonträger dieser Art 600 Streams.

 

 

Der Nachlass - Masters (ab 1977)

Natürlich riss auch nach dem Tod des Kings der Strom der Veröffentlichungen nicht ab. Die bekannten Songs wurden immer wieder neu zusammengestellt und thematisch kombiniert. In den meisten Fällen handelt es sich um simple Greatest Hits-Compilations mit den immer gleichen Liedern. Hier und dort gelangen aber auch interessante Zusammenstellungen, die weniger bekannte Seiten des Kings beleuchten.

 

 

Der Nachlass - Sammler-Boxen (ab 1977)

RCA und deren Rechtsnachfolger brachten auch immer mal wieder Sammler-Boxen auf den Markt, die sich bestimmten Themen widmeten oder wie im Falle von The Complete Elvis Presley Masters sogar eine vollständige Werkschau darstellten.

 

 

Der Nachlass - ReMixes & ReMakes (ab 1977)

Um die Musik des Kings immer wieder modern erscheinen zu lassen und neue Zielgruppen zu erschließen, wurden immer wieder ReMixe und ReMakes angefertigt. Teilweise waren diese Veröffentlichungen sogar erfolgreicher als die Originalversionen.

 

 

Der Nachlass - Outtakes & Privataufnahmen (ab 1977)

Weil Elvis seine Songs zumeist unter Live-Bedingungen aufnahm, existieren jede Menge Outtakes, die oftmals deutlich von den bekannten Fassungen abweichen. Für Elvis selbst handelte es sich bei Aufnahmen dieser Art vermutlich schlicht und einfach um Müll, denn das Ziel war einzig und allein der schlussendlich veröffentlichte Master. Für uns Fans ist es allerdings hochinteressant, dem King dabei zuzuhören, wie er sich Stück für Stück der bekannten Interpretation nähert.

Neben diesen Outtakes wurden über die Jahre auch etliche Privataufnahmen veröffentlicht, mit denen man Elvis bei der Hausmusik belauschen kann. 

 

 

Der Nachlass - Classic Albums (ab 2003)

Nachdem Follow That Dream Records, das offizielle Sammler-Label von Sony, seinen Dienst aufgenommen hatte, wurde schnell der Ruf laut, über diesen Kanal die nicht mehr erhältlichen Soundtracks der 1960er Jahre den Fans wieder zugänglich zu machen. Ernst Jorgensen & Co. übertrafen sich dann selbst, als im Jahr 2003 die ersten drei Film-Schallplatten im CD-Format erschienen. Die Verpackung war ein Digi-pak im 7"-Format, es gab ein Booklet mit Bildern und Hintergrundinformationen und die Aufnahmen wurden frisch überarbeitet. Obendrein gab es auch immer ein paar bis dato unveröffentlichte Outtakes zu hören. Schon bald dehnte FTD die Classic Albums auch auf die regulären LPs des Kings aus und veröffentlichte diese zudem als Doppel-CD, damit möglichst viele Outtakes untergebracht werden konnten.